Sønderho Havn Støtteforening

Die Sønderho Kollage, 1

Die Geschichte von Sønderho Hafen durch 400 Jahre illustriert von Bernd Hobohm

Idee und Texte von Anders Bjerrum, Niels Frederiksen, Per Hofman Hansen und Thyge Jensen

1. Bild: Vor dem Freikauf Fanøs 1741

1. Die Fahrrinne nach Ribe war wohlbekannt in den Schifffahrtsbeschreibungen der Renaissance
Wenn du von Süden kommst und in das Knudedyb oder Ribe Tief segeln willst, dann fahre an Rømø und Manø Flach vorbei bis zur Südspitze von Fanø, die Sønderho oder „Sydspidsen“ genannt wird. Dort wirst du zwei Wahrzeichen oder Baken auf einem trockenen Sand vorfinden [Peter Meyers Sand] etwas südlich von Fanøs südlicher Spitze. Segle nun weiter bis diese Seemarken fast einander überdecken, so dass das innere und höchste fast oder beinahe eine Handbreite nördlich der nördlichen kürzeren oder äußeren liegt. Sie werden jetzt östlich oder etwas nördlich von dir stehen. Lasse sie in dieser Stellung bleiben und finde die äußere Tonne, die auf vier Faden Wassertiefe vor der Nordküste liegt. Halte nun Ausschau nach Backbord und segle zur nächsten Tonne in Richtung Osten und Süden, Sobald du bei der ersten Tonne bist, kannst du die zweite sehen“. (Willem Blaeu in seiner Het Licht der Seevaert. Anweisung für Seefahrer 1612). 

2. Graffiti in der Sønderho Kirche 1659
In der Kirche von Sønderho befindet sich die Füllung eines Gestühls der alten Kirche. In der Füllung ist mit einem Messer ein Graffiti eingeschnitzt, das drei Baken, sowie die Initialen SSR und die Jahreszahl 1659 angibt. Hat ein großer Junge mit den Namenszügen SSR hier gesessen und sich während des Gottesdienstes gelangweilt? Hat er lieber aus den Südfenstern der Kirche den „Æ Kåver“ schauen wollen und hier, um die Zeit totzuschlagen, vielleicht mit dem sprießenden Seemannsträumen und Fernweh in sich geschnitzt?

3. Fanøs Freiheitsbrief wurde mit List erworben
Laut zählebigen Anekdoten machte der Auktionator am Tag der Auktion ein Mittags-Nickerchen. Er hatte jedoch zuvor dem Rathausbeamten befohlen, ihm bei Beginn der Auktion Bescheid zu geben. Sonnich Jensen aber bestach den Beamten dazu, die Rathausuhr eine Stunde vorzustellen, so dass der Auktionator eine Stunde früher geweckt wurde und die Auktion eine Stunde früher begann, als sie eigentlich hätte abgehalten werden sollen. Es glückte den Fanø-Bewohnern, die Insel zu ersteigern und die ganze Auktion war bereits vorüber,. als ihr schärfster Konkurrent, der Junker von Trøjborg, zu spät eintraf.  

4. Von der Sandbank bis zum Fischerdorf
Dicht unter Land bei Fanøs Südspitze windet sich die große Rinne und wird nach und nach zu Langdyb („Langtief“). Hier war man in Lee von Wind und Woge und deshalb lag es auf der Hand, hier ein Fischerdorf zu gründen. Fisch ist eine kostbare Speise, das waren sie auch im 17. Jahrhundert, als die Ripener begannen, die Natur-Reichtümer aus dem Wattenmeer zu nutzen. Der südliche „Kopf“ wurde Saison nach Saison von fleißigen Fischern vom Festland bevölkert. Die Erinnerung an die legendarische Heringsfischerei bei Helgoland saß den Fischern noch im Kopf, dessen reiche Erträge mit Sandzoll (*) belegt wurden, so dass die Königsmacht ihren Anteil bekam. Und die Kaufleute aus Ribe wurden erzürnt, weil Schiffer aus dem Ausland bei „Sønderhoved“ auftauchten und sich sowohl dem Sandzoll entzogen und die Ripener unterbieten konnten. Das führte zu Schlägereien, die mitunter zu Totschlägen ausarteten. 
(*) E
ine Steuer für das Recht, vom Strand aus zu fischen.

5. Die Fischer verlassen ihre Hütten und bauen Häuser
Nichts wurde vergeudet beim Fischfang von Sønderho. Alle Fischreste wurden als Dünger für die kleinen Äcker in der Nähe der Fischerhütten verwendet und es gelang den Fischern auch, die Güte des Sandbodens derart zu verbessern, dass der Anbau von Sommerroggen möglich wurde. Es war jedoch ein ungleicher Kampf gegen die Sandflucht, die alljährlich die Felder zerstörte, bis man die Sandflucht mit Tang und Strandhafer zu kontrollieren begann. Viele Saisonfischer wurden so wohlhabend, dass sie sich von den Ripenern freikauften und ihre Boote besitzen selbst besitzen konnten; „horngjævere“ (*) und „fiskeeverter“ (*). Viele zogen es vor, das ganze Jahr hindurch im Ort zu wohnen, da  mittlerweile genügend gute Lebensbedingungen aufrechterhalten werden konnten. Das Holz für die ersten Häuser dieser Einwohner kam vom Festland und war Anlass zur Errichtung von Fachwerkhäusern. Sie wurden nördlich des Hafens gebaut, wo der Boden am besten geeignet war. Zur Zeit des Umstiegs auf die Schifffahrt etwa um 1700 rückte die Stadt bald in ihre heutige Lage, damals als Hafenbebauung bezeichnet. 
(*) Horngjæver: E
in offenes Hochseeboot, das früher zum Fischen in südwestjütländischen Fischgründen verwendet wurde.
(**) Fiskeevert:
 Ewer: Ein kielloses, flaches und geräumiges Lastschiff. Der Ewer des 19. Jahrhundert war ein Mehrzweckschiff, das in gro
ßer Zahl gebaut wurde.

Deutsche Übersetzung Jens Wollschläger, 2022